Ist das FRIKAR ein Auto oder ein Fahrrad?
Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Der FRIKAR sieht jedenfalls nicht wie ein Fahrrad aus und ist viel kleiner als ein Auto. Der Fahrer oder die Fahrerin tritt in die Pedale und wird dabei von einem elektrischen Motor und einem kleinen Akku unterstützt. Es gibt also Ähnlichkeiten mit einem Elektroauto. Aber der FRIKAR ist nicht im herkömmlichen Sinne motorisiert.
Auf der anderen Seite ist FIRKAR auch kein traditionelles Fahrrad, weil es vier Räder und ein geschlossenes Cockpit hat. Was für ein Fahrzeug ist das FRIKAR denn jetzt? Ein Auto oder ein Fahrrad? Die Antwort ist, dass wir uns in der Mitte befinden … oder im “Wirrwarr” dazwischen.
Das ist sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung, insbesondere wenn es um EU-Recht geht.
Auto oder Fahrrad? Was denkt Brüssel darüber?
Im Moment wird das FRIKAR als Fahrrad eingestuft. Das hat einen großen Vorteil, denn diese Klassifizierung gewährt den FahrerInnen Zugang zu Radwegen, die oft landschaftlich reizvoller und weniger verstopft sind als Straßen. Podbike-Testpilot Christoph Kress zum Beispiel fährt jeden Tag mit seinem FRIKAR am Ufer des Stavangerfjords entlang zur Arbeit. Er braucht nur einen Blick auf die Fahrbahn neben sich zu werfen, um zu sehen, wie unangenehm eine herkömmliche Autofahrt wäre. Kein Radfahrer genießt die Gefahr, die das Fahren zwischen Lastwagen und Autos mit sich bringt. Deshalb macht es keinen Sinn, dass das FRIKAR als S-Pedelec* zugelassen wird.
*Jargon-Warnung: Der Unterschied zwischen einem Pedelec (als das das FRIKAR jetzt klassifiziert ist) und einem S-Pedelec wird weiter unten erklärt.
Auto oder Fahrrad? Wir finden es super, dass FIRKAR als Fahrrad eingestuft wird, aber wir hätte auch gerne etwas mehr Power
Als Vorreiter der Mikrotransport-Bewegung wollen wir von Podbike, dass die BesitzerInnen von FRIKARs inmitten von Fahrrädern und Natur leben und atmen, nicht inmitten von Autos und Asphalt. Außerdem muss das FRIKAR, wenn es für den Straßenverkehr zugelassen wird, registriert werden und eine normale Kfz-Versicherung haben. Beides würde erhebliche Kosten und Unannehmlichkeiten mit sich bringen.
Einer der größten Hinderungsgründe für das Radfahren ist für viele Menschen (neben Wind und Nässe) die Frage, ob sie fit genug sind, um die Hügel hinaufzufahren. Außerdem mögen es viele Menschen nicht, auf dem Weg zur Arbeit ins Schwitzen zu kommen. Um diese Probleme zu lösen, verfügt das FRIKAR über einen batteriebetriebenen Motor zur Unterstützung der FahrerInnen. Die maximale Leistung ist jedoch durch die Gesetze der Europäischen Union begrenzt.
Die EU-Vorschriften begrenzen die maximale Leistung von elektrisch unterstützten Fahrrädern auf 250 Watt und eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Diese Begrenzung ist in der Ebene in Ordnung, aber für das FRIKAR ist sie nicht immer ausreichend, wenn es steil bergauf geht.
Deshalb wünschen wir uns eine Änderung der EU-Vorschriften. Denn wenn das Podbike eine weit verbreitete Form der persönlichen Fortbewegung werden soll, muss es genug Leistung haben, um Hügel und Berge leicht zu erklimmen (und nicht nur nur hochzukriechen). Das ist besonders wichtig für die europäischen Alpenregionen. Wir sind außerdem der Meinung, dass ein zusätzliches Drehmoment die Sicherheit des FRIKAR erhöhen würde. Es würde den FahrerInnen ermöglichen, bei unerwarteten Ereignissen zu beschleunigen, um sich in Sicherheit zu bringen. Wenn Sie zum Beispiel von einem Auto beim Überqueren einer Kreuzung übersehen werden, könnten Sie mit etwas mehr Leistung einem möglichen Zusammenstoß entgehen.
Pedelec vs. S-Pedelec*: Was ist der Unterschied? (*Jargon erklärt)
Momentan ist das FRIKAR als Pedelec klassifiziert. Ein Pedelec ist rechtlich einem Fahrrad gleichgestellt. Ein S-Pedelec, das einen sehr ähnlichen Namen hat, ist eigentlich ein ganz anderes Fahrzeug. Der Motor ist leistungsstärker und es kann viel schneller fahren.
Die Motorleistung eines S-Pedelecs kann bis zu 4.000 Watt betragen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 45 km/h. S-Pedelecs werden in der EU als Mofas und nicht als Fahrräder eingestuft. Daher müssen sie zugelassen werden, die FahrerInnen müssen eine Versicherung abschließen und einen geeigneten Schutzhelm tragen. Deshalb macht es auch KEINEN Sinn, das FRIKAR zum S-Pedelec zu machen. Wir wollen nicht so viel Geschwindigkeit, denn das würde uns aus den Radwegen auf die Straße drängen. Und wir wollen nicht Stoßstange an Stoßstange mit Autos fahren (müssen)!
Die Goldlöckchen-Lösung: Nich Auto oder Fahrrad, sondern perfekt dazwischen (was das EU-Recht betrifft)
Wir brauchen allerdings etwas mehr Motorleistung. Nur so viel, das FRIKAR sich weiterhin als nicht-motorisiertes Fahrzeug klassifiziert. Die Frage ist also nicht, ob das FRIKAR ein Auto oder ein Fahrrad ist, denn die Antwort ist weder noch. Stattdessen wollen wir eine Goldlöckchen-Lösung: etwas dazwischen.
Wie könnte das also aussehen? Eine Möglichkeit, die wir in Betracht gezogen haben, ist eine EU-Ausnahme für leichte Elektrofahrzeuge (LEVs) in Bezug auf Geschwindigkeit und Leistung. Eine andere Möglichkeit ist die Schaffung einer völlig neuen Fahrzeugklasse – eine Mischung aus Pedelec und S-Pedelec. Das würde E-Bikes wie dem FRIKAR den Weg freimachen eine größere Rolle in unserer Mobilität zu spielen.
Es gibt bereits eine kleine Welle der Unterstützung, die diese Goldlöckchen-Agenda vorantreibt. Laut der Lobbygruppe LEVA-EU hat die Europäische Kommission im Juli 2020 einen Prozess zur Überarbeitung der EU-Vorschriften für alle Formen von leichten Elektrofahrzeugen (LEVAs) eingeleitet. Wir wissen noch nicht, was dabei herauskommen wird, aber zumindest mahlen jetzt einige politische Räder in den europäischen Machtzentren. Die Maßnahmen der Kommission sind zumindest ein Beweis dafür, dass die Stimmen der Hersteller von leichten Elektrofahrzeugen in Brüssel gehört werden.
Falls bald Fortschritte bei der Änderung der Geschwindigkeits- und Leistungsvorschriften für LEVs in der EU erzielt werden, werden wir Sie in künftigen Newslettern darüber informieren.
Wenn Sie in der Zwischenzeit mit dem Gedanken ringen, ob Sie mit dem Auto oder dem Fahrrad fahren sollen, entscheiden Sie sich für das Fahrrad! Es entlastet Ihr Leben, reduziert die Umweltverschmutzung und macht Sie fit, während Sie an der frischen Luft sind und die Natur genießen. Wenn man sich das vor Augen hält, ergibt sich die Entscheidung irgendwie von selbst 🙂
Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren: